Donnerstag, 29. November 2018, 20:15 Uhr
Vortrag in englischer Sprache
Les Rendez-vous d’Anna verwendet einen anti-naturalistischen Modus der Ansprache ans Publikum: Eine Figur richtet sich immer wieder ausführlich an einen schweigenden Zuhörer. Dieser ausführliche Dialog dient dazu, das Publikum in einen Austausch über Ideen zu verwickeln. Zugleich verwandelt er das zwischenmenschliche Drama in einen Stoff der Reflexion. Dieser Vortrag stellt die Frage, wie Filme, in denen ausführlich dialogiert wird, wie Jean-Pierre Melvilles Le silence de la mer (F 1949) oder Robert Bressons Le Diable Probablement (F 1976), zeitgenössische Realitäten thematisieren. Zugleich untersucht der Vortrag die thematischen und formalen Bezüge zwischen Les Rendez-vous d’Anna und Chantal Akermans Auseinandersetzung mit Osteuropa in ihrem späteren, gänzlich dialogfreien Dokumentarfilm D’Est.
Ivone Margulies ist Professorin für Filmwissenschaft am Hunter College der City University of New York. Zu ihren Publikationen zählen Nothing Happens: Chantal Akerman’s Hyperrealist Everyday (Duke University Press 1996), Rites of Realism: Essays on Corporeal Cinema (Duke University Press 2003) sowie zuletzt In Person: Reenactment in Postwar and Contemporary Cinema (Oxford University Press 2018). Ihr nächstes Buchprojekt “Wordy Worth Films: From Silence of the Sea to The Talking Picture” befasst sich mit dem seriellen Dialog als Form des dramatischen Essays.
Filmvorführung: Les Rendez-vous d’Anna, F/B/BRD 1978, 127 min.